Ein Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, bei der sich Lymphflüssigkeit im Gewebe ansammelt, was zu einer sichtbaren Schwellung führt. Dies tritt auf, wenn das Lymphsystem, das für den Abtransport von überschüssiger Flüssigkeit und Abfallstoffen aus dem Gewebe verantwortlich ist, gestört oder beschädigt ist. Betroffene Regionen sind häufig die Arme oder Beine, aber auch andere Körperteile können betroffen sein. Ein Lymphödem kann angeboren (primär) sein oder als Folge einer Operation, Bestrahlung, Verletzung oder Erkrankung (sekundär) entstehen.
Symptome eines Lymphödems
Typische Symptome umfassen:
• Schwellungen in den betroffenen Körperteilen, oft mit Spannungsgefühl und Schwere
• Hautveränderungen, wie Verhärtungen oder eine verdickte Hautstruktur
• Eingeschränkte Beweglichkeit in Gelenken
• Schmerz oder ein Gefühl von Druck im betroffenen Bereich
• Wiederholte Infektionen der Haut (z. B. Erysipel)
Die rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um eine Verschlimmerung der Erkrankung zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Physiotherapeutische Behandlung: Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)
Die wichtigste physiotherapeutische Methode zur Behandlung eines Lymphödems ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Diese Therapieform kombiniert verschiedene Ansätze, um den Lymphfluss anzuregen und die Schwellungen zu reduzieren. Sie wird in zwei Phasen unterteilt: die Entstauungsphase und die Erhaltungsphase.
1 Entstauungsphase: In dieser intensiven Anfangsphase liegt der Schwerpunkt auf der Reduktion der Schwellung.
◦ Manuelle Lymphdrainage (MLD): Diese spezielle Massagetechnik wird von geschulten Physiotherapeuten durchgeführt. Sie dient dazu, das Lymphgefäßsystem zu aktivieren und die angesammelte Flüssigkeit sanft aus dem Gewebe in Richtung der gesunden Lymphknoten zu transportieren. Hierbei werden sanfte, kreisende Bewegungen angewandt, die den Abfluss der Lymphe fördern.
◦ Kompressionstherapie: Nach der Lymphdrainage wird das betroffene Gebiet mit elastischen Bandagen oder speziell angepassten Kompressionsstrümpfen gewickelt. Dies verhindert, dass sich die Lymphflüssigkeit erneut ansammelt, und hilft, das erreichte Behandlungsergebnis zu stabilisieren.
◦ Bewegungsübungen: In Kombination mit Kompression wird ein spezielles Bewegungsprogramm durchgeführt. Diese aktiven Übungen fördern die Muskelpumpe, die den Lymphfluss unterstützt.
2 Erhaltungsphase: Sobald das Lymphödem ausreichend reduziert wurde, beginnt die Erhaltungsphase. Diese ist darauf ausgelegt, den Zustand zu stabilisieren und Rückfälle zu verhindern.
◦ Fortlaufende Kompressionstherapie: Patienten tragen Kompressionskleidung (z. B. Kompressionsstrümpfe oder -ärmel), um das Behandlungsergebnis langfristig zu sichern.
◦ Fortlaufende Lymphdrainage: Je nach Schweregrad der Erkrankung wird die Manuelle Lymphdrainage weiterhin regelmäßig angewendet.
◦ Selbstmanagement: Patienten werden darin geschult, Selbstbandagen anzulegen, Hautpflege durchzuführen und Übungen zu Hause umzusetzen.
Ziele der Physiotherapie bei Lymphödem
Die Physiotherapie zielt darauf ab:
• Den Lymphfluss zu verbessern und die Schwellung zu reduzieren
• Schmerzen und Spannungsgefühle zu lindern
• Die Beweglichkeit und Funktionalität der betroffenen Extremitäten wiederherzustellen
• Hautprobleme zu vermeiden und das Risiko von Infektionen zu verringern
• Den Patienten im Selbstmanagement zu schulen, um die Therapieergebnisse langfristig zu erhalten
Bedeutung von Hautpflege und Selbstmanagement
Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist die richtige Hautpflege. Da die Haut bei einem Lymphödem besonders anfällig für Infektionen ist, sollte sie gut gepflegt und geschützt werden. Feuchtigkeitsspendende Cremes und das Vermeiden von Hautverletzungen (z. B. durch Schneiden der Nagelhaut) sind essenziell. Auch kleine Verletzungen sollten sofort behandelt werden, um das Risiko einer Infektion zu minimieren.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung geschult werden. Dies beinhaltet das Anlegen von Bandagen, regelmäßige Bewegung und spezielle Atemtechniken, die den Lymphfluss fördern.
Fazit
Die Physiotherapie, insbesondere die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie, ist eine zentrale und effektive Maßnahme in der Behandlung von Lymphödemen. Durch eine Kombination aus Manueller Lymphdrainage, Kompression, Bewegung und Hautpflege kann der Lymphabfluss gefördert, die Schwellung reduziert und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich gesteigert werden. Ein langfristiger Therapieansatz und ein gut geschultes Selbstmanagement sind entscheidend, um den Behandlungserfolg zu sichern und Komplikationen vorzubeugen.